Die Sage von der versunkenen Glocke
Die Gegend um Olbendorf hatte in alter Zeit viel zu leiden von all den wilden Völkern, die von Sonnenaufgang heranstürmten und überall sengten, raubten und mordeten. Nach den Türken kamen die Kuruzzen, ungarische Aufständische, die oft noch schlimmer als die Türken hausten. Die Leute trieben das Vieh in die Wälder und vergruben wertvollen Hausrat, damit ihr Hab und Gut nicht geraubt werden.
So herrschte große Aufregung, als es eines Tages hieß: "Die Kuruzzen kommen!"
Die Bewohner des Dorfes hatten sich schon zur Flucht bereit gemacht. Da rief plötzlich ein Bauer:
"Unsere große, volltönende Glocke im Schloßturme dürfen wir den Kuruzzen nicht in die Hände fallen lassen! Nehmen wir die Glocke rasch herunter und vergraben wir sie!" Als diese Arbeit getan war, flüchteten sie. Der Feind fand beim Einzug in das Dorf nur die leeren Häuser vor.
Als der Friede wieder eingekehrt war, ging man daran, die Glocke auszugraben.
"Diese Arbeit muß aber schweigend getan werden", sagte einer,
"sonst verschwindet die Glocke in der Tiefe."
Schon waren die Spaten bis zur Krone der Glocke gedrungen. Beim ersten hellen Klang, der ertönte, fing aber jemand zu reden an. Sofort versank die Glocke.
Am Fuße des Schloßberges quillt noch heute ein Brünnlein, auf dessen Grund die versunkene Glocke ruhen soll.